Alles Kaese oder was ?

Kolumne Berner Oberländer vom 11. Juli 2015

Zwei Mäuse und zwei Zwerge lebten in einem grossen Labyrinth. Sie ernährten sich von Käse, der zuerst an wechselnden Stellen auftauchte und dann allmählich immer wieder in derselben Käsekammer aufgefüllt wurde. Sie richteten es sich dort gemütlich ein. Mit der Zeit ging vergessen wie es war, als sie sich jeden Tag den Käse suchen mussten. Als der Käse nicht mehr so gut war, schimmlig wurde und mit der Zeit sogar ausblieb, bemerkten die beiden Mäuse die Veränderung. Sie rannten los, um an anderer Stelle Besseren zu finden.
Die beiden Zwerge blieben und warfen den Mäusen vor, keine Geduld zu haben und vor der Situation davonzulaufen. Der eine reklamierte sein wohl erworbenes Recht genau an dieser Stelle Käse zu erhalten – es sei Tradition. Der andere warnte vor den Gefahren des Labyrinthes und fand, dass es doch sicherer auf den neuen Käse zu warten, man habe ja selber nichts geändert. Die Beiden verbrachten Tage mit Diskutieren darüber, wer denn nun verantwortlich dafür sei, dass der Käse nicht mehr aufgefüllt wird. Mit zunehmendem Hunger überwand der eine Zwerg seine Ängste und machte sich auf den Weg neuen Käse zu suchen. Schon nach den ersten Schritten fühlte er sie sich freier als vorher und fand Spass darin neuen Käse zu suchen. Schlussendlich fand er einen Ort wo der Käse noch viel besser und in grösseren Mengen vorhanden war als vorher – er war dort, wo die Mäuse schon lange angekommen waren.
Diese kleine Geschichte ist die verkürzte Version des Buches des Managementberaters Spencer Johnson, die unter dem Titel „who moved my cheese“ auch im Internet abrufbar ist. Das Buch wird im Change-Management verwendet und hat seinen Sinn sogar in der Politik. Wie es früher in Fabeln war, so enthält auch diese Geschichte einige Lebensweisheiten. Der eine Zwerg schreibt sie an die Wände des Labyrinths, um dem verbleibenden Kollegen Hinweise zu geben, damit auch dieser den Schritt zum neuen Käse wagt:
Nichts ist so sicher wie die Veränderung. Auch dann, wenn wir selber immer das Gleiche tun. Deshalb sollte man immer wieder am Käse riechen, um sich abzeichnende Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Wer die Veränderung als Chance sieht, der kann sie sogar geniessen. Dabei ist es gut, den alten Käse einmal loszulassen. Das ist umso schwieriger ist, je lieber man ihn gewonnen hat. Trotzdem wird man nicht darum herum kommen sich den Veränderungen zu stellen. Wer sich nicht verändert, riskiert auszusterben. So gesehen ist die Veränderung sicherer als der anhaltende käselose Zustand. Zu verharren, zu lamentieren und der Versuch das Rad der Zeit zurück zu drehen, verzögert einzig den ersten Schritt auf den Weg der Veränderung. Um im Labyrinth nach neuem Käse zu suchen muss man Ängste überwinden. Es hilft durchaus auch einmal die Richtung zu wechseln wenn man merkt, dass der eingeschlagene Weg nicht zum Ziel führt. Stur geradeausgehen hilft nicht. Deshalb ist es gut zu lesen was auf den Wänden geschrieben ist.
Selbstverständlich kann man diese Weisheiten auch in der Politik verwenden. Sie dürfen selber interpretieren welche Positionen wohl am ehesten tauglich sind neue Lösungen zu finden: Die sture Linie, das dauernde Lamento und Schlechtreden und der Wunsch das Rad der Zeit zurückzudrehen oder die Suche nach dem besten Weg durch das Labyrinth. Für mich ist es klar!

Literaturhinweis :
Spencer Johnson : who moved my cheese; Putnam-Verlag New York
in Deutsch : die Mäusestrategie für Manager, Heinrich Hugendubel-Verlag, Kreuzlingen/München