Es ist nicht die auffällige Werbung, die die Qualität des Produktes ausmacht.

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Sowohl auf nationaler wie auch auf kantonaler Ebene bricht bei Kandidatinnen und Kandidaten jeglicher Couleur in der Vorwahlphase eine gewisse Hektik aus. Es geht in erster Linie um eins: Auffallen um jeden Preis. Je schräger das Anliegen, desto besser. Hauptsache es produziert eine Schlagzeile. Ob die nun positiv oder negativ ist, scheint bei vielen völlig nebensächlich zu sein. Hauptsache der Name steht in der Zeitung.
Einige Mandatsträgerinnen und -träger werden plötzlich sehr empfänglich für Anliegen jeglicher Art und seien sie noch so weit von den eigenen Kernkompetenzen entfernt: Die Gelegenheit zur eigenen Profilierung ist hoch willkommen. Mittelmässige Politikerinnen und Politiker versuchen immerhin zuerst die Hintergründe zu verstehen.  Hauptsache „man“ zeigt, dass „man“ bereit ist „etwas“ zu tun.  Viele verwechseln die Würde des Amtes mit vermeidlich gewonnener Macht und glauben beweisen zu müssen, dass ihre Macht das ist, was am Schluss die Lösung ausmacht. „Etwas“ zu tun heisst ja noch lange nicht das Richtige zu tun.  Gewählt zu sein heisst nicht automatisch alles zu wissen und alles zu können – auch wenn einige Leute das meinen. Die Wahl führt nicht urplötzlich zu einem spontanen IQ-Sprung nach oben und er verleiht auch nicht plötzlich Allwissenheit und Allmacht. Die Menschen sind nach der Wahl sehr oft die genau Gleichen wie vor der Wahl – egal ob sie nun gewählt worden sind oder nicht: sie riechen noch genau gleich wie vorher.

Für mich sind die wirklich guten Politikerinnen und Politiker jene, die zuerst versuchen eine Lösung zu finden, indem sie auf die Leute zugehen bis auf die höchsten Ebenen; Die Würde des Amtes von gewählten Mandatsträgerinnen und -trägern ermöglicht ihnen genau diesen Zugang. Sie schreiben erst dann einen Vorstoss, wenn die vereinbarte Lösung nicht im aktuellen Gesetz zu lösen ist oder wenn die eigenen Vermittlungsversuche bis auf die höchste Ebene gescheitert sind. Vermittlungsarbeit bedingt automatisch die Position beider Seiten fundiert zu verstehen und auch mit beiden je einmal gesprochen zu haben. Lösungen auf dem Weg der Vermittlung zu suchen ist manchmal ein langer und steiniger Weg, manchmal frustrierend aber letztendlich nachhaltig und dann befriedigend, wenn tatsächlich die Lösung und nicht (oder weniger) die persönliche Profilierung das eigentliche Ziel war. Die Würde vermittelt – die Macht versucht durchzusetzen, ohne jegliche Rücksicht auf Verluste.

Das Kernproblem der in meinen Augen wirklich guten Politikerinnen und Politiker ist: Die Vermittlungsmethode ist kaum publikumswirksam und in Wahlzeiten nicht hilfreich – im Gegenteil. In unserer schnelllebigen Zeit kommt vielfach nur noch die Schlagzeile bei den Leuten an. Tatsächlich erreichte breit abgestützte Lösungen wecken das mediale Interesse nur beschränkt. Poltern und Proleten füllt die Seiten und provoziert Reaktionen, fundiert abgestimmte Lösungen sind kaum geeignet gross diskutiert zu werden. Schlimmer noch : Wenn hart verhandelt wird, dann kommen nicht jene zu den Schlagzeilen, die die Hauptarbeit der Erarbeitung und Vermittlung gemacht haben, sondern jene die sich am längsten einer Lösung widersetzt und am Schluss grosszügig nachgeben oder jene, die mit viel medialem Brimborium „gewonnen“ haben.

Auch wenn’s PR-mässig unklug und dem Wahlerfolg abträglich ist: die zweite Methode ist jene, die ich mir selber auf die Fahne geschrieben habe. Ich bleibe dabei und werde das auch in Wahlzeiten nicht ändern.