Sind Computerspiele sinnvoll?

Kolumne Bödeli-Info vom November 2016

Es gab früher in den Restaurants Videospiele: Das erste war eine Art Tennisspiel. Man spielte gegeneinander, indem man einen virtuellen Ball, abwehrte und ihm mit geschicktem Drehen am Knopf einen Drall gab. Oder wer mag sich noch an PacMan erinnern ? Eine Kugel die Punkte auffrass und von Geistern verfolgt wurde, denen man ausweichen musste.

Stundenlang sassen wir Anfang der 80er Jahre nach dem Gymer im Restaurant Tenne bei Pelizzaris an diesem Gerät. Später konnte man diese Spiele zu Hause am Fernseher mittels einer eigesteckten Konsole spielen. Computer kannten wir damals schon: es gab keine Festplatte. Das Betriebssystem war auf einer Floppy-Disk (20 x 20 cm gross mit zu Glanzzeiten 1 MB Speicher. Sie wurden in das eine Laufwerk eingelegt. Ins andere Laufwerk wurde das Programm eingelegt. Ziemlich archaisch war das. Als ich in der Oberprima war, hat das Gymnasium erstmals zwei solcher Geräte angeschafft. Wir haben damals Töne programmiert und waren stolz, wenn wir dem Gerät einen Piepton entlocken konnten.

Während dem Studium kamen die ersten Computerspiele auf. Atari und Commodore64 waren verbreitet. PC’s wurden für den Hausgebrauch erschwinglich. Wir spielten Tetris und etwas später das leicht anrüchige Spiel Leisure Suit Larry – auch auf den Computern des pharmazeutischen Instituts der Uni Bern, die wir selbstverständlich in erster Linie für das Schreiben der Laborberichte eingesetzt haben.

An meiner ersten Arbeitsstelle habe ich dann gelernt selber zu programmieren. Turbo Pascal hiess eine gängige Programmiersprache. Eine der Aufgaben war es, ein bestehendes Programm umzuschreiben. Es sollte in der Klinik eingesetzt werden, um aufgrund von gemessenen Blutspiegeln ein Medikament zur Epilepsieprophylaxe richtig zu dosieren. Das Programm hatte einige Jahre Bestand, bis die Programmiersprache überholt war.

Als ich vor 22 Jahren im Spital Interlaken begonnen habe, gab es nur wenige Computer. Immerhin: die Apotheke hatte damals schon einen. Die Karteikarten und die Schreib- und die Rechnungsmaschine sollten abgelöst werden. Heute sieht die Welt ganz anders aus:

Die Spiele von damals gibt’s gratis auf dem Handy. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Was vor wenigen Jahren noch unvorstellbar war, ist heute Realität. Die Entwicklung ist rasant – und teuer. In meinem aktuellen beruflichen Umfeld sind Patientenakten, Röntgenbilder, Labordaten fast nur noch elektronisch verfügbar. Auch die Prozesse rund um die Medikamente haben sich dank dem Computer massiv verändert. Wir führen heute elektronische Medikamentenschränke, die an die elektronische Verordnung angebunden sind. Die Pflege wird beim Bereitstellen der Medikamente durch Lampen beim entsprechenden Medikament unterstützt. Die Daten werden automatisiert an die Administration übertragen und neu hängen wir ein automatisiertes Warenlager hinten dran, das die nachzufüllenden Artikel weitgehend selbständig den Stationen zuteilt. Insgesamt 15 Schnittstellen laufen rund um das komplexe System.

Was hat das jetzt mit den beschriebenen Spielen am Anfang zu tun? Computer sind im Alltag eine Realität und nicht mehr wegzudenken. Deshalb ist ein spielerischer Zugang für Jugendliche sehr wichtig. Dieser Zugang baut Hürden und Ängste ab. Selbstverständlich gibt es wie bei Allem ungesunde Auswüchse bis hin zur Sucht. Gerade deshalb ist es wichtig bereits in jungen Jahren auch den kritischen Umgang mit dieser Technologie zu lernen.