Wohlstand Schweiz 2016

Kolumne Berner Oberländer vom 30. Juli 2016

Am nächsten Montag feiern wir unseren Nationalfeiertag.

Das politische Augenmass, die Stabilität und das Vertrauen in die Institutionen hat die Schweiz zu dem gemacht was sie heute ist. Unser Land ist eines der wenigen, das es schafft, trotz seiner sprachlichen und kulturellen Vielfältigkeit, trotz der grossen Gegensätze zwischen Stadt, Land- und Berggebieten in den entscheidenden Momenten solidarisch zusammenzustehen. Dem Fundament dieser Gesellschaft gilt es Sorge zu tragen. Wir müssen es nicht nur bewahren, sondern wir müssen stetig daran arbeiten. Dazu gehören unter anderen Themen auch der Sprachunterricht an den Schulen, der kulturelle Austausch zwischen den Regionen, die immer wieder aufflammende Diskussion über die Stadt-Land-Gräben, die Solidarität innerhalb unserer Gesellschaft und die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen.
Richard Löwenthal, ein deutscher Politologe, sagte einmal: „Werte kann man nur durch Veränderung bewahren“. Das Alter eines Menschen, die Beziehungen zwischen ihnen verändern sich, das Bild einer Region verändert sich, die Technik und die Gesellschaft entwickeln sich.
Die Schweiz hat sich den Herausforderungen immer wieder gestellt. Sie hat sich den Wohlstand mit pragmatischen Lösungen, durch eine hohe Innovationskraft und das Eingehen von Risiken erarbeitet.
Je grösser der Wohlstand ist, desto grösser auch die Tendenz, Risiken höher zu bewerten als Chancen und sich nur noch an der Vergangenheit zu orientieren. Populisten nützen die Angst vor dem Wohlstandsverlust sehr gezielt aus. Die an sich sehr sinnvolle Eigenverantwortung wird zum Egoismus uminterpretiert. Der Stolz verkommt zum selbstgefälligen und überheblichen Gehabe, zum Realitätsverlust und zum Gefühl Übermensch über anderen zu sein. Letztendlich führt genau das zum Stillstand und wird damit zur Gefahr für unsere Gesellschaft. Es führt zum Verlust des Fundamentes unseres Wohlstandes.
Um unseren Wohlstand zu erhalten, braucht es Leute, die mit ihren queren konstruktiven Gedanken zum Nachdenken anregen. Leute, die bereit sind Ideen weiter zu entwickeln, auf die Gefahr hin zu scheitern. Investoren, die Risikokapital einbringen mit dem Risiko es zu verlieren. Letztendlich braucht es eine gute Balance zwischen Risiko und der Besinnung auf unsere Werte und Traditionen. Für den Erhalt unseres stabilen Systems braucht es Leute, die bereit sind, sich konstruktiv für die Gemeinschaft zu engagieren.

Es erfüllt mich mit Sorge, dass es immer schwieriger wird „Freiwillige“ zu finden und sich die Bevölkerung immer weniger dafür interessiert die Zukunft aktiv mitzugestalten. Wohl auch weil die Engagierten oft und gezielt zu Deppen gestempelt werden. Auch als Folge des aufkeimenden Populismus.

Die Angst vor dem Wohlstandsverlust versetzt Viele in Schockstarre, jeder und jede schaut nur noch für sich selbst.
Die Welt dreht nur in eine Richtung, wie sich auch die Uhr immer nur in eine Richtung dreht. Wir nennen es nach „vorne“. Letztendlich sind auch unsere Augen nicht hinten am Kopf montiert und es ist ungesund und gefährlich nur noch nach hinten zu schauen.
Wer still steht, der steht im Weg – Nicht nur beim Wandern.

In den 168 Jahren der sogenannt „modernen Schweiz“ haben unsere Vorfahren etwas geschaffen, das weltweit geachtet und anerkannt wird. Das gilt es weiterzuentwickeln, damit unsere Schweiz noch manchen Geburtstag in Frieden und Wohlstand feiern kann. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Feier und ein tolles Geburtstagsfest für unser Land!

 

 

Enea Martinelli, Präsident der BDP des Kantons Bern

enea@enea-martinelli.ch