Wie bringt das östliche Berner Oberland eine Person in den Nationalrat ?

Der Versuch einer (fast) neutralen Betrachtung…..

Jetzt haben die meisten Parteien ihre Kandidatinnen und Kandidaten nominiert. Der Wahlkampf beginnt.  Alle Kandidatinnen und Kandidaten aus unserer Region haben ausgesagt, dass es wichtig sei, dass das östliche Oberland wieder im Nationalrat vertreten ist. Nur ist der Weg dorthin nicht ganz so einfach.

Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass es einige Voraussetzungen braucht, damit eine Wahl oder eine Platzierung auf einem der ersten Ersatzplätze überhaupt möglich ist.
Die wichtigste Voraussetzung : es reicht nicht aus nur in der eigenen Region bekannt zu sein. Das ist zwar schön und gut, es braucht jedoch vor allem auch die Stimmen aus dem ganzen Kanton. Andere Regionen positionieren ihre Kandidatinnen und Kandidaten ebenfalls – oft zu Lasten weniger bekannter Kandidatinnen und Kandidaten aus anderen Regionen. Nach dem Rückzug von Peter Flück aus dem Nationalratswahlkampf reduzieren sich somit die Namen der Kandidatinnen und Kandidaten, die auch nur den Hauch einer Aussicht auf Erfolg haben doch sehr deutlich. Einige haben argumentiert, dass sie schliesslich einer wählerstarken Partei angehören. Das klingt auf Anhieb plausiblel, auf den zweiten Blick ist es jedoch noch lange kein Garant für den Erfolg – im Gegenteil.

Denn die schärfsten Gegner für die eigene Wahl sind nicht die Konkurrentinnen und Konkurrenten der anderen Parteien, sondern es sind die Personen auf der eigenen Liste. Die muss man schlagen, um am Schluss weit vorne auf dem Resultateblatt der Partei zu stehen. Deshalb ist nicht primär die Grösse der Partei entscheidend, sondern welches persönliche Resultat eine Kandidatin oder ein Kandidat auf der eigenen Liste erzielt.  Klar kommt es auch darauf an wie viele Sitze die jeweilige Partei macht. Es nützt jedoch nichts mit sehr vielen Stimmen auf dem 20. Platz zu landen. Trotzdem : Die Parteistimmen sind fast genauso wichtig wie die persönlichen Stimmen, sie machen es letztendlich aus, wie viele Sitze eine Partei macht.
Klar bin ich durch meine eigene Kandidatur nicht ganz objektiv. Trotzdem masse ich mir ein Urteil über die Erfolgsaussichten der jetzt bekannten Kandidaturen aus unserer Region an :

Von den nominierten Kandidaten aus dem östlichen Oberland hat wohl niemand Aussicht darauf direkt gewählt zu werden. Alle müssten eine bisherige Person verdrängen. Gemessen am Bekanntheitsgrad über die Region hinaus reduziert sich die Liste auf drei Personen : das sind Christine Häsler (Grüne), Christoph Ammann (SP)  und ich (BDP). Ich zähle mich selber auch dazu, obwohl ich durch die Wahlschlappe meiner Partei einen Dämpfer erhalten habe. Durch mein Vizepräsidium in der kantonalen BDP und durch meinen diversen Auftritte in den Medien behaupte ich auch zu diesem Kreis zu gehören, zumal ich bei den Grossratswahlen fast doppelt soviele Stimmen gemacht habe wie vier Jahre zuvor. An der Person lag’s also offensichtlich nicht.
Dann stellt sich noch die Frage, was das östliche Oberland selber zur Wahl einer Person aus den eigenen Region beitragen kann. Selbstverständlich geht es nur mit den Stimmen aus der Region, die eine gute Basis legen müssen. Interessantes dazu kann man aus den Zahlen aus dem Jahr 2011 ableiten :
Der Abstand zum letzten Gewählten der jeweiligen Liste betrug bei Christoph Ammann rund 21‘000 Stimmen, bei Christine Häsler rund 11‘000 Stimmen und bei mir selber rund 9‘000 Stimmen.
Daraus ist abzuleiten, dass es jede Stimme aus dem östlichen Oberland braucht. Wenn alle Stimmen kommen (pro Kandidatin/Kandidat maximal deren zwei) reicht das aber auch noch nicht.  Es braucht Werbung über die Region hinaus und die ist nicht nur kostenintensiv, sondern sie hängt auch davon ab, welche Möglichkeiten sich ein Kandidat/eine Kandidatin schafft um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Dazu sind mediale Auftritte wichtig. Auch die notwendigen finanziellen Mittel müssen da sein, sie können einen Teil der geringeren Bekanntheit wett machen, allerdings in begrenztem Umfang. Man kann auch zu viel tun, gesundes Augenmass ist ebenfalls wichtig.

Wenn es dem östlichen Oberland tatsächlich ernst ist, dass sie einen Nationalrat / eine Nationalrätin stellen wollen, dann braucht es drei Dinge :

  1. Den Einsatz der Kandidatinnen und Kandidaten um ihren Bekanntheitsgrad im ganzen Kantonsgebiet weiter auszubauen. Durch politische Aktionen, seriöse Arbeit und mediale Auftritte (da bin ich dran ..)
  2. Es braucht die persönlichen Stimmen aller Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aus unserer Region für die jeweilige Person (maximal deren zwei pro Stimmzettel)
  3. Es braucht möglichst alle Listenstimmen für jene Partei, auf deren Liste ein Kandidat/eine Kandidatin die grösste Aussicht zur Erreichung einer vordersten Position hat (selbstverständlich BDP)
  4. Die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel, um den Wahlkampf im gesamten Kantonsgebiet zu führen. Das können weder die Kandidatinnen und Kandidaten noch deren Parteien alleine ohne die Zuwendung Dritter leisten.
    (Das Formular ist hier zu finden : http://www.enea-martinelli.ch/wp-content/uploads/2015/01/Wahlkomitee2015.pdf

Also : wem es wirklich wichtig ist, dass das östliche Oberland einen eigenen Nationalratskandidaten / Nationalratskandidatin stellt, muss sich Gedanken zu allen diesen Punkten machen.

Das hat zur Folge, dass wohl einige über ihren Schatten springen müssen, und halt Parteien respektive Personen unterstützen, die vielleicht nicht ganz 100% die eigene Meinung repräsentieren aber die in der Lage sind die Region zu vertreten und mit der Unterstützung der Bevölkerung die Aussicht haben sich ganz vorne auf ihren Listen zu positionieren.
Am besten wird so vorgegangen : Leeren Stimmzettel nehmen, zuoberst jene Partei aufschreiben auf der die Kandidatin / der Kandidat mit den grössten Aussichten steht (meiner Ansicht nach klar BDP). Dann jene Person zweimal aufschreiben. Noch weitere zwei bis drei Kandidaten / Kandidaten aus dem östlichen Oberland aufschreiben, die ebenfalls Aussichten auf Erfolg haben, die restlichen Zeilen leer lassen oder allenfalls Kandidatinnen und Kandidaten aus der gleichen Partei mit weniger grossen Aussichten, aber mit der Region verbunden (werden Kandidaten anderer Parteien aufgeschrieben gehen diese Listenstimmen an die andere Partei und senken somit die Wahlchancen).