Pet-Flaschen am Brienzersee

Kolumne Bödeli-Info November 2019

Es ist viel einfacher, andere auf ihre inkonsequente Haltung hinzuweisen, als selbst etwas zu unternehmen.

Es gibt Klima-Leugner, Klima-Skeptiker, Klima-Warmisten und Klima-Alarmisten die sich darüber streiten ob es den Klimawandel nun gibt oder nicht. Ob er vom Menschen verursacht wird oder nicht und wenn ja zu welchem Anteil. Es gehört zu meinem Beruf wissenschaftliche Daten zu werten und die Schlüsse daraus zu ziehen. Ich halte nichts von blossen Behauptungen und verdrehten Wahrheiten – auch in den übrigen Bereichen meines Lebens. Die Daten lassen mich ohne Zweifel: Der Mensch und die von ihm verbrauchten Ressourcen tragen einen ganz erheblichen Anteil zum Klimawandel bei.

Szenenwechsel: Vor ein paar Wochen ist mir eine Gruppe Schweizer Jugendlicher am Brienzersee begegnet. Einer unter ihnen hatte gerade eine leere Pet-Flasche achtlos in ein Gebüsch geworfen, obwohl nur 50 Meter weiter ein Abfalleimer war. Ich ging die Flasche holen und habe sie ihm in die Hand gedrückt mit der freundlichen Aufforderung sie doch in den Abfalleimer zu werfen. Er sah mich verwundert an, hat jedoch meiner Bitte Folge geleistet. Ich habe gedankt, dass er mithelfe die Umgebung des Sees und die Umwelt sauber zu halten und ging weiter.

Auch kürzlich hatte ich eine Diskussion mit einem guten Bekannten über die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl. Bei ihn steht so oder so die Sanierung der Heizung an. Er argumentierte, dass die Ölheizungen in der Schweiz gerade mal zu 0,001 Promille des weltweiten C02 Ausstosses beitragen und für ihn deshalb nur eine Ölheizung in Frage komme. Nicht dass er sich eine Alternative nicht hätte leisten können und zudem erhebliche Zweifel bestehen, ob sich eine Ölheizung überhaupt noch rechnet. Es ging ihm ums Prinzip.

Wie es wohl gewesen wäre, wenn der vorhin erwähnte Jugendliche im gleichen Stil geantwortet hätte: Dass seine Flasche gerade mal 0,000001 Promille der Fläche des Brienzerseeufers einnehme und es für die globale Umwelt angesichts des viel grösseren Problems in China und Indien überhaupt nichts bringe, wenn er sich bemühe die Flasche in den Abfalleimer zu werfen.
Ein schräger Vergleich? Vielleicht.

Ja, ich fahre immer noch Auto wenn es sein muss, benutze mein Handy regelmässig, nehme ab und zu den Flieger und esse gerne Fleisch. Ich halte nichts von Fundamentalismus und missionarischem Eifer – weder auf der einen noch der anderen Seite. Aber es ist mir bewusst, dass es ein Umdenken braucht. Egal ob wir früher die Pullis unserer älteren Geschwister nachgetragen, kein Handy benutzt, draussen gespielt haben und auch nicht von den Eltern zur Schule gefahren wurden. Egal ob nun die Schüler am Freitag oder wie in der Schweiz am Samstag streiken und dann trotzdem die PET-Flaschen an den Brienzersee werfen, mit dem Flieger in die Ferien gehen und sich von den Eltern in die Schule fahren lassen. Und egal ob die Chinesen und Amerikaner deutlich mehr C02 pro Kopf produzieren als wir. Das alles lenkt in erster Linie von der eigenen Verantwortung ab. Es ist viel einfacher, andere auf ihre inkonsequente Haltung hinzuweisen, als selbst etwas zu unternehmen. Wenn viele Leute kleine Schritte gehen, so ergeben sich auch grosse Veränderungen. Auch wenn ich selber nur einen kleinen Bruchteil eines Promilles zur Klimaerwärmung beitrage: Viele Mäuse machen auch Mist – auch dann wenn sie nicht bis ins letzte Detail konsequent sind. Und sei es nur dass ich PET-Flaschen richtig entsorge, vermehrt den Zug und das Velo benutze und wir seit unserer Heizungssanierung via AVARI auf einheimisches Holz statt importiertes Öl setzen und das Wasser mit Sonne heizen.