Die grenzenlose Unterstützung der Krankenkassen bei Lieferengpässen…….

Nachtrag vom 7.2.2023:
Wir hatten ein gutes Gespräch mit dem BAG. Dieser Punkt soll demnächst geklärt werden, so dass die Regeln allen Kassen klar sein sollten. Ich bin zuversichtlich, dass dies gut kommt ….. so die Kassen es dann entsprechend umsetzen.

Ich habe mich schon wieder ziemlich geärgert. Diesmal über verschiedene Krankenkassen, die mit bürokratischen Irrsinn glänzen.

Ich war am 3.2. an einer Veranstaltung in Lausanne von Westschweizer Offizinapothekerinnen und habe über Lieferengpässe referiert. Referat ist hier verlinkt Grossisten waren auch vertreten. RTS (für die Sendung 36.9) hat Teile davon gefilmt.

In der Diskussion kamen aktuelle Dinge rund um den Umgang mit Lieferengpässen zur Sprache. Dabei war die Stimmung vis a vis von Krankenkassen gelinde gesagt etwas explosiv.

Gopferteli ist das abartig mühsam bis ihr begreift, dass das absoluter Stumpfsinn ist !!!!!!

Die Situation ist ja schon schwierig genug. Jetzt erhalten wir reihenweise Rückweisungen oder Nachfragen. Im Moment eskaliert das gerade.
Fast alle Nachfragen wollen von uns Beweise, dass ein bestimmtes Produkt an einem bestimmten Tag grad nicht lieferbar war. Ansonsten bezahlen sie das importierte Produkt nicht.
Das nachzuweisen wäre ja noch das eine.
Sie wollen jetzt tatsächlich, dass wir beweisen, dass wir am Tag der Abgabe bei sämtlichen schweizerischen Grossisten nachgefragt haben, ob wir allenfalls das Produkt noch kriegen würden. Die Grossisten müssen uns dafür Belege schicken. Auch solche, bei denen wir gar nicht Kunde sind.
Am Tag der Abgabe… das zeigt, dass ihr vom Alltag in der Apotheke wirklich absolut Null Ahnung habt und Euch auch über praktische Abläufe keinerlei Gedanken macht. Der Brief des BAG hält klar fest, dass es der Tag der Bestellung ist, so unter anderem… Oder habt ihr gedacht, dass wir aus reiner Freude in ganz Europa Waren suchen. Und das immer für jeden einzelnen Patienten. Die heissen ja Patienten, weil sie grundsätzlich ja Tage warten können. Und das alles am Tag der Abgabe tun ???

Aber sonst seit ihr wirklich noch gesund ? Was habt ihr eigentlich das Gefühl was wir den ganzen Tag machen ? Ist es wirklich noch nicht angekommen, dass wir uns in einer schwierigen Situation befinden und der Aufwand für uns eh schon enorm ist.
Jetzt legt ihr uns nochmal völlig blödsinnige bürokratische Hürden in den Weg.

Das zeigt einfach nur, dass ihr „lieben“ Krankenkassen weder praktisch denken könnt, noch dass ihr in Euren Büros versteht, was jetzt gerade abgeht. Etwas Verständnis ist nicht Euer Ding. Danke für das ! Das nimmt jetzt wirklich schon fast paranoide Züge an.

Jede zweite Rezepteinlösung hat irgend ein Problem und irgend ein Produkt, dass wir kurzfristig besorgen müssen. Und ja, es kommt auch vor, dass wir die an Lager legen, weil gewisse Therapien nun mal nicht warten können und wir die Patientinnen und Patienten sofort versorgen müssen. Machen wir alles zur eigenen Freude… Und wenn dann das Produkt am Tag der Abgabe grad wieder lieferbar wäre, dann schauen wir in die Röhre. So macht’s wirklich Spass. Wir fühlen uns von Euch getragen in der schwierigen Situation.
Das heisst, dass wir nun auch noch das volle Risiko tragen dürfen, weil wir sicherstellen wollen, dass z.B. eine antibiotische Therapie sofort beginnen kann. Habt ihr das Gefühl, dass sich die Versorgungslage nach Eurer Idee irgendwie verbessern würde ?

Eine Apotheke hat einen, maximal zwei Grossisten bei denen sie regelmässig bestellt und direkter Kunde ist. Selbstverständlich wird dort zuerst geschaut bevor importiert wird. Der Import ist übrigens gesetzlich geregelt und darf nur in bestimmten Situationen (eben bei Lieferengpässen) für eine/n bestimmte/n Patient/in erfolgen. Alles klar geregelt.
Und jetzt gehen bestimmte Krankenkassen noch einen Schritt weiter und verlangen, dass der Lieferengpass von jedem Grossisten einzeln schriftlich bestätigt wird. Auch von jenen, bei denen man gar nicht Kunde ist. Super. Wir haben ja sonst jetzt grad gar nichts zu tun !
Stellt Euch mal den Aufwand für die Grossisten, für uns und für Euch selber vor !!

Es fehlt jetzt noch, dass ihr von uns verlangt, dass wir in ganz Europa den günstigsten Preis suchen oder ihr nur den bezahlt. So wie es übrigens das BAG in der Vernehmlassung zur KVV/KLV Verordnung vorgeschlagen hat. Toll.

Also liebe Krankenkassen : wir machen gerne einen Printscreen der Grossistenmeldung, dass das Produkt nicht lieferbar ist, wenn wir es im Ausland bestellen. Oder eine Abfrage auf Drugshortage.ch, die ihr übrigens selber machen könntet … (ich habe dazu extra eine Abfrage für die vergangenen Lieferengpässe programmiert; gratis für Euch…) oder ein Printscreen der BWL Meldung (kommt aber jetzt nicht auf die Idee, dass wenn es in der BWL Liste nicht ist, dass ihr nicht zahlt. Ihr zeigt dann einzig noch einmal, dass ihr gar nichts versteht ..).
Weiter kann es nicht gehen. Etwas Vertrauen und Verständnis für die versch… Situation ginge ja auch.

Ziel ist es, die Medikamente so rasch wie möglich zu den Patientinnen und Patienten zu bringen. Jetzt geht ihr ca. 50 Schritte zu weit mit Euren sehr schlauen Ideen !

Ach ja, stimmt. Die eine Chefin hat ja gesagt, wie man das machen könnte. Würde aktuell übrigens grad extrem viel helfen….. das war damals schon ziemlich unseriös (Ende 2018; damals bereits über 500 fehlende Produkte) und ist es heute noch umsomehr, aber jetzt ganz offensichtlich Link auf den Videoausschnitt (Santémedia)