Ebola und anderes

Kolumne Berner Oberländer vom 25.10.2014

Vor gut einem Jahr haben wir über das Epidemiengesetz abgestimmt. Hauptkritikpunkte waren zentralistisch dirigierte Zwangsmassnahmen und die Möglichkeit zur Anordnung von Zwangsimpfungen. Völlig entgegen der üblich freiheitlichen Einstellung in unseren Breitengraden. Eigenverantwortung war das Hauptargument der Gegner der Initiative. Ich habe damals in einem Leserbrief für ein Ja geworben und dabei angemerkt, dass es weniger um die Grippe gehe, sondern primär um Krankheiten, die tödliche Folgen haben weil für sie kaum ein Gegenmittel vorhanden ist – eben Krankheiten wie Ebola. Ich habe mir damals nicht vorgestellt, dass das Thema so schnell aktuell wird.

Einige der damaligen Gegner schreien heute laut nach Zwangsmassnahmen. Nicht für die Schweizer natürlich, sondern für die Asylbewerber, die man entweder an der Grenze scharf kontrollieren soll – sie gehen gar soweit einen Aufnahmestopp zu verfügen bis die Ebola-Welle abgeklungen ist.

Für mich ist das ein Missbrauch einer schwierigen Situation um ein anderes, zugegebenermassen auch wichtiges Problem zu lösen. Das Risiko, dass Asylbewerber bei uns Ebola verbreiten ist äusserst gering. Die Reise auf dem Land- und Seeweg dauert viel länger als die Inkubationszeit. Das heisst : Entweder kommen diese Menschen gar nicht bis zu uns, weil sie schlicht und einfach vorher schon tot sind oder sie haben dann die Krankheit überlebt und verbreiten sie nicht mehr.

Ein Risiko sind grundsätzlich alle Reisenden, die auf kürzestem Weg von Westafrika zu uns gelangen. Seien das nun reiche oder arme Ausländerinnen und Ausländer oder Schweizerinnen und Schweizer. Ebola unterscheidet nicht nach Nationalitäten und sie unterscheidet auch nicht nach dem Status des Asylbewerbers, des Geschäfsmanns /-frau oder der Touristin oder des Touristen. Auch hier wird der Vorschlag gemacht : Reisende aus Ebola-betroffenen Ländern sollen nur einreisen dürfen, wenn sie mittels Attest belegen, dass sie gesund sind. Auch das ein untauglicher Vorschlag ! Die Krankheit kündigt sich nicht an. Es scheint ein Trend in unserer Zeit zu sein, bereits zu wissen was gut ist, bevor man sich fundierte Gedanken gemacht hat. Verallgemeinerungen und Schnellschüsse sind zur Regel geworden und kommen ganz offensichtlich an. „Man tut was“. Ob „man“ das richtige tut scheint unerheblich zu sein. Hauptsache es kommt dem eigenen Anliegen entgegen – Lauthalses Poltern kommt ganz offensichtlich vor dem Denken. Besonders stossend finde ich die Tatsache, dass sich dieselben Personen kaum mehr erinnern was sie noch vor einem Jahr bei der Abstimmung zum Epidemiengesetz zum Besten gegeben haben. Geradezu grotesk erachte ich den Umstand, dass aus Ebola eine Gefahr zur Massenflucht konstruiert wird, die die ganze Menschheit bedrohen wird. Wie Westafrika nicht schon jetzt durch Kriege und wirtschaftliche Krisen noch viel stärker gebeutelt wäre als das, was Ebola jetzt verursacht.
Das soll Ebola in keiner Weise verharmlosen ! Es ist eine Krise, die sehr ernst zu nehmen ist; es sind Vorsichtsmassnahmen zu treffen, da es auch in der Schweiz mit grosser Wahrscheinlichkeit Betroffene geben wird. Aber Ebola als Argument für die Eindämmung der Asylströme aus Afrika zu missbrauchen ist niveaulos und zudem völlig kontraproduktiv. Nicht nur bezüglich der Krankheit Ebola sondern auch bezüglich der Asylthematik. Die gilt es zu regeln und bereits beschlossene Massnahmen sind konsequent umzusetzen.
Durch lautes Geschrei löst sich kein Problem !