Kosten im Gesundheitswesen – offenbar ziehen nicht alle am gleichen Strick …

Zwei Fälle, die mir stark zu denken geben – Vernunft im System steht sehr weit hinter dem Formalismus. Im Moment bringt fast jede Massnahme die der Bund im Köcher hat (VIT, Art 38a, Referenzpreissystem etc.) noch die letzten Vernünftigen dazu sich dem Kreis der Unvernünftigen anzuschliessen weil der Bund genau solches wie unten beschrieben noch zementiert respektive fördert und verschlimmert. .                                                        

1. Litalir, ein Medikament zur Behandlung unter anderem der chronischen Leukämie ist zur Zeit in der Schweiz nicht lieferbar. Der Publikumspreis in der Schweiz beträgt 102.50 für 100 Kapseln. Das Medikament kann für die Weiterbehandlung der Patienten importiert werden. Der Einstandspreis in Deutschland beträgt 233.89 Franken netto. Die Krankenkasse ist bereit das ausländische Medikament zu zahlen, bezahlt jedoch maximal den schweizer Publikumspreis.  Wer zahlt die Differenz ? Auch wenn die Ärzte resp. Apotheke ihre Arbeit gratis machen würden, so wäre die Differenz über 100.- für eine Monatspackung….Eigentlich dürfte der hier betroffene Patient nicht zusätzlich zur Kasse gebeten werden. D.h. die Differenz bleibt bei jenen, die erreichen wollen dass die Therapie mit Litalir weiter geht.Alternative : Switch auf ein deutlich teureres Medikament. Es gibt solche mit der gleichen Indikation für über rund 2500 Franken … wohlverstanden pro Monat in Dauertherapie. Macht Mehrkosten von knapp 30’000 pro Jahr. Das passiert grad jetzt aktuell mehrfach. Das teurere Medikament ist verfügbar und niemand müsste etwas dazu zahlen….. – Great !!! Man rechne wenn 1000 Patienten jetzt umgestellt würden. Vernünftig ist das nicht..

Und was machen Bund um Kassen ? nichts ! Oder eben Kosten ablehnen, um damit noch höhere Kosten auszulösen. sie haben ja keinen Radar, um festzustellen dass es ein Problem gibt. Da ist eben nicht die Landesversorgung dran – sondern eben der Bereich Krankenversicherung. ich habe einen Radar und finanziere ihn grossmehrheitlich aus dem eigenen Sack. www.Drugshortage.ch

2. Eine Krankenkasse weist die Übernahme der Kosten für eine Chemotherapie mit Oxaliplatin zurück. Begründung : Das eingesetzte Produkt sei nicht auf der Spezialitätenliste.Auf die Spezialitätenliste aufgenommen wird nur, was für eine Therapie eines einzelnen Patienten zweckmässig ist. In diesem Fall die 50 mg und die 100 mg Flaschen. Wir behandeln jedoch oft mehrere Patienten pro Tag respektive das Produkt wird unter sterilen Bedingungen (Reinraum Klasse A) angestochen und kann deshalb wegen seiner chemischen Stabilität weiter verwendet werden. , Deshalb setzen wir in diesem Fall die 200 mg Flaschen ein. Die ist allerdings nicht auf der Spezialitätenliste.Es handelt sich jedoch um das genau gleiche Produkt von der gleichen Firma wie das SL Präparat nur eben in einem grösseren Volumen, das jedoch nicht auf die Spezialitätenliste aufgenommen werden kann, weil die Packung für mehr als einen Patienten reicht und deshalb nicht zweckmässig ist.Soweit so plausibel. Wir haben für die Therapie pro mg 65 Rappen in Rechnung gestellt. Das sind für die konkrete Therapie 150 mg, d.h. 97 Franken.Alle Krankenkassen (mit dieser einen Ausnahme) zahlen die Therapie mit dem Nicht-SL Produkt kommentarlos – immerhin gibt es die sog. „Grand frère Regel“, die allgemein akzeptiert ist. D.h. grössere Packungen werden dann bezahlt, wenn sie die sog. Abstandsregeln einhalten. Was hier längstens erfüllt wird. Die eine Krankenkasse möchte jetzt also, dass wir eine 50 mg Flasche und eine 100 mg Flasche für diese Therapie verwenden.Machen wir gerne und kaufen das extra für diesen einen Patienten ein. Ohne jeglichen Rabatt. Macht dann – haltet Euch fest – 486.- also rund 5 x mehr. Und das alle 14 Tage während 24 Wochen. Als Tüpfchen auf dem i hat die Krankenkasse die 97.- dem Patienten in Rechnung gestellt. Chamemache …. Digitalisierung der Rechnungen heisst ja nicht dass man das Hirn bei Rückweisungen nicht brauchen darf wenn die eigene Software dazu nicht taugt … Die Deppen sind eigentlich wir, weil wir uns selber strafen wenn wir günstiger einkaufen und den Rabatt weitergeben.Immerhin könnten wir mit der Differenz den ersten beschriebenen Fall zahlen…..

Wenn wir uns leisten können solche Dinge wie oben dargestellt anzustellen, nur um der engsten Variante der Formalitäten Genüge zu tun, dann brauchen wir über Sparmassnahmen im Gesundheitswesen nicht zu diskutieren ! Solche Dinge nerven mit gewaltig – gerade wenn sie an ein und demselben Tag passieren !